Besondere Fälle erfordern besondere Maßnahmen

Vincent wurde eines Tages vor der Haustür einer Tierfreundin aufgefunden. Er konnte nicht mehr richtig laufen. Seine Krallen wuchsen ihm schon in die Ballen rein. Es muss sehr schmerzlich für ihn gewesen sein. Woher er kam und wie er dort hin kam, niemand weiß es. Die nette Frau, die ihn aufgefunden hatte, brachte ihn zum Tierarzt und ließ ihn auf ihre Kosten auch gleich kastrieren. Da sie aber vier Hunde in ihrer Wohnung hielt, konnte sie den Kater nicht auch noch dazu nehmen. Über eine Bekannte kam er dann zu mir. Bei mir wurde er gesund gepflegt und liebte es in Blumentöpfen zu liegen. Wir fanden ein nettes Zuhause bei zwei jungen Frauen in einer Hofreite für ihn.

Bei Lucy sah das ganze anders aus. In Lucys Mehrfamilienhaus brannte es mit einer großen Rauchentwicklung. Das Frauchen mußte ins Krankenhaus. Über verschiedene Menschen erfuhren wir, dass die Katze noch in der Wohnung ist und von einem Nachbarn versorgt wird. Der Zustand von Lucys Frauchen war so schlecht, dass schon von vornherein klar war, dass sie nicht mehr in ihrer Wohnung wird leben können. Ein Vereinsmitglied bat mich diese Katze aufzunehmen. Wir sind mit der Betreuerin der alten Dame in die Wohnung gefahren, um die Katze zu holen. Wir waren schon gewarnt worden, dass es eine Messiewohnung sein soll. Und so war es dann auch. Die Wohnungstür bekamen wir kaum auf, die gesamte Wohnung war mit Dingen übersät. Man konnte keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne auf etwas zu treten. Wir waren erst einmal sprachlos. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Wohnung auf den Kopf zu stellen, um die Katze zu finden. Mehr Chaos konnten wir auch nicht anrichten. Wir fanden sie dann verängstigt unter dem Sofa. Es dauerte seine Zeit, bis wir ihrer habhaft wurden.

So wie die Wohnung, war auch Lucy in keinem guten Zustand. Aber meine Tierärztin bekam das wieder hin und Lucy konnte auch in ein neues Zuhause vermittelt werden. Nur die beiden Vögel, die wir auch noch in der Wohnung gefunden hatten, konnten nicht mehr gerettet werden, sie starben in der Vogelklinik. Lucys Frauchen verstarb einige Zeit später im Krankenhaus. Meine Mitstreiterin schaffte es aber noch, sie zu besuchen und ihr ein Foto von Lucy zu zeigen und ihr zu sagen, dass sich um Lucy gekümmert wird.

Paulina wurde von einer Familie in einem ehemaligen Schweinestall entdeckt, dort hatte sie ihre vier Kinder zur Welt gebracht. Als wir gerufen wurden, waren die Kitten schon ca. 10 Wochen alt. Wer sich auskennt weiß, dass die Sozialisierungsphase bei Katzen mit 7-8 Wochen abgeschlossen ist. Das heißt, die Erfahrungen, die die Katzen bis dahin gemacht haben prägen sie für das Leben. Die vier Kitten hatten auf jeden Fall mit Menschen noch keine Erfahrung und waren wild und ängstlich. Dennoch haben wir es geschafft, die Mutter mit den Kitten zu fangen. Sie kamen zu mir. Die Kitten ließen sich gar nicht anfassen. Und eigentlich wollte ich das gar nicht erzählen, die ersten zwei Nächte legte ich mich mit meiner Bettdecke ins Katzenzimmer, damit sie mir nahe kommen konnten. Ok, es hat nicht wirklich funktioniert. Sie blieben ängstlich. Zwei der Kitten waren etwas zutraulicher und konnten vermittelt werden. Auch Paulina fand ein neues Zuhause. Leider gab es in diesem neuen Zuhause Unstimmigkeiten und Paulina kam wieder zu mir zurück. Als ein Vereinsmitglied dies mitbekam und gerade auf der Suche nach eine neuen Katze war, übernahm sie Paulina und beide sind heute die besten Freunde.

Die zwei verbleibenden Kitten hatten es dagegen schwerer. Benni, der Kater traute sich nach einigen Monaten an mich heran und ließ sich auch anfassen. Babsi kommt im Winter ins Bett und ich durfte sie auch mal streicheln, aber das sind sehr seltene Momente. Ein Bauernhof, wo sie ihr Leben in Freiheit leben können wäre perfekt gewesen, aber so etwas zu finden gleicht einem Sechser im Lotto. Also, wurde entschieden, dass sie bei mir bleiben können. Hier haben sie alle Freiheit die sie brauchen. Sie können rein und raus gehen, wann sie wollen. Im Winter sind sie viel drinnen, schlafen auch in meinem Bett. Im Sommer kann es schon passieren,  dass ich sie Tagelang nicht sehe. Aber beiden geht es gut. Sie lieben ihre Freiheit und das ist das beste für sie.

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